Seit der Coronapandemie kämpft die Modebranche mit zahlreichen Problemen: Inflation, Ärger mit den Lieferketten, teurere Rohstoffe, der Boom von Onlinehändlern – um nur ein paar davon zu nennen. Das belastete viele Unternehmen in letzter Zeit so schwer, dass ihnen kein anderer Ausweg als die Insolvenz blieb.
Der Modekonzern Esprit zum Beispiel musste im Mai dieses Jahres einen Insolvenzantrag stellen – inzwischen steht fest, dass bis Ende 2024 alle 56 Esprit-Läden in Deutschland geschlossen werden. 1300 Mitarbeiter verlieren dadurch ihre Jobs. Damit ist Esprit nicht allein. Zuletzt sind noch viele andere und durchaus namhafte Unternehmen aus der Modewelt pleitegegangen. Welche das sind, erfahren Sie in unserem Überblick.
Peek & Cloppenburg
Im März 2023 musste mit der Düsseldorfer KG niemand Geringeres als Deutschlands größter Modehändler ein Insolvenzverfahren beantragen, 400 Millionen Euro an Schulden lasteten auf dem Unternehmen. P&C wollte die Insolvenz in Eigenverantwortung abwickeln und sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens sanieren.
Die Lage war allerdings kompliziert: Mit Geschäftsführer Edgar Hert verließ einer der wichtigsten Manager das Unternehmen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der frühere Adler-Chef Thomas Freude übernahm. Zuletzt meldete P&C im Februar 2024, dass nach einer Restrukturierung ein Schrumpfkurs geplant sei. Einige Filialen sollten ihre Fläche verkleinern, außerdem plane man eine „Mischnutzung mit Hotel und Büros“.
Scotch & Soda
Die niederländische Marke Scotch & Soda hat es stufenweise erwischt: Im März 2023 meldete man zunächst nur für die heimischen Filialen in den Niederlanden Insolvenz an, ausländische Tochterunternehmen sollten vorerst verschont bleiben. Trotz Rekordumsätzen habe das Unternehmen „ein strukturelles Cashflow-Defizit“, hieß es damals in einer Erklärung.
Laut einem Bericht der Modeplattform FashionUnited verzeichnete das Unternehmen nach einer Übernahme durch die US-Firma Bluestar Alliance und einem Neustart des Geschäfts allerdings erneut 14,4 Millionen Euro Verlust – daraufhin folgte im Juni 2024 der nächste Schlag: Auch die europäische Tochtergesellschaft des Konzerns, die S&S Europe BV, musste Insolvenz anmelden.
Gerry Weber
Den Bekleidungshersteller Gerry Weber traf es ebenfalls nicht nur einmal, denn nach einer Insolvenz im Jahr 2019 war es vier Jahre später schon wieder so weit: Im April 2023 beantragte die Gerry Weber International AG beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Sanierungsverfahrens, seitdem gab es viele Entlassungen und Filialschließungen. Knapp 120 der 171 deutschen Stores und Outlets machten dicht. Immerhin gaben die Gläubiger des Unternehmens im August 2023 dem Sanierungsplan grünes Licht.
Hallhuber
Auch die 1977 in München gegründete Hallhuber GmbH war zweimal dran: Nach einer ersten Insolvenz im Jahr 2021, die man dank des Einstiegs der Investoren Rouven Angermann und Torsten Eisenkolb überstand, folgte im Mai 2023 die zweite Pleite – und diesmal war sie endgültig.
Sämtliche Geschäfte und der Onlinestore von Hallhuber wurden im Oktober 2023 geschlossen, das betraf deutschlandweit 110 Filialen und circa 1100 Mitarbeiter. Dann folgte ein weiterer Schicksalsschlag, denn laut einer Traueranzeige in der „Süddeutschen Zeitung“ verstarb der Unternehmensgründer Klaus Hallhuber am 11. Januar 2024.
Peter Hahn
Der schwäbische Modehändler Peter Hahn beantragte im Oktober 2023 ein sogenanntes Schutzschirm-Insolvenzverfahren, um sich neu aufzustellen. In finanzielle Probleme sei man wegen der Auswirkungen der Insolvenz einer Schwesterfirma und der allgemeinen Marktlage im Versandhandel geraten, hieß es damals.
Ursprünglich sollte der Geschäftsbetrieb während des Schutzschirmverfahrens normal fortgesetzt werden und alle Geschäfte weiter offen bleiben. Laut einem Bericht des SWR mussten im Januar dieses Jahres dann aber doch knapp 400 der 1000 Peter-Hahn-Mitarbeiter entlassen werden.
Sinn
Ähnlich aktuell wie Esprit ist auch die Entwicklung bei der Modehandelskette Sinn, die laut der Deutschen Presse-Agentur erst Anfang August einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt hat. Nach 2008, 2016 und 2020 rutschte das Unternehmen nun schon zum vierten Mal in die Pleite.
Die 41 Modehäuser, die Sinn deutschlandweit betreibt, sollen trotzdem geöffnet bleiben. Ob auch alle 1500 Beschäftigten ihren Job behalten können, muss sich noch zeigen. Ziel der Sanierung sei jedenfalls, „möglichst viele Standorte und Arbeitsplätze zu sichern“, erklärte Rechtsanwalt Jan Ockelmann, der die Sinn GmbH bei dem Prozess beraten soll.
Weitere Betroffene, aber auch Erfolgsgeschichten
Neben diesen Unternehmen aus der Modewelt seien auch noch die Schuhhändler Görtz, Reno sowie die Schuh-Handelsgruppe HR Group erwähnt, denn auch sie mussten im Jahr 2023 Insolvenz anmelden. In manchen deutschen Städten traf es außerdem noch lokale Größen, zum Beispiel Wormland in Frankfurt am Main.
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Allerdings lieferte die Modebranche nicht nur negative Schlagzeilen. Die Modekette C&A zum Beispiel verkündete im vergangenen November, dass sie in Europa 100 neue Filialen eröffnen wolle. Laut der „Tagesschau“ meldete der Textilkontor Seidensticker zudem ein Plus in Höhe von 10,8 Prozent und eine Aufstockung des Personals um knapp 4 Prozent. Es läuft also nicht alles nur schlecht.